Inklusion und Wohlbefinden

Kinder und Empathie: Schluss mit erzwungenen Entschuldigungen

Wie können wir Kindern wirklich beibringen, einfühlsam miteinander umzugehen? Ein schnelles „Entschuldige dich!“ führt häufig nur zu bedeutungslosen Worten. In diesem Beitrag erfährst du, wie du stattdessen echte Empathie förderst.
In der Kita sollen sich Kinder nicht entschuldigen müssen.
March 20, 2025
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min.
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In Eile? Hier ist die Kurzfassung:

  • „Was sagt man da?“, „Benimm dich!“, „Sag Entschuldigung!“ – wir alle kennen diese Sätze, doch erzwungene Entschuldigungen bleiben oft hohl.
  • Konflikte passieren ständig, ob versehentlich oder mit Absicht.
  • Klar ist: Kinder sollen verstehen, warum eine Entschuldigung wichtig ist – nicht nur das Wort aufsagen.
  • Wir werfen einen Blick darauf, was an erzwungenen „Sorrys“ problematisch ist, wie Empathie sich im Vorschulalter entwickelt und welche Alternativen dir im Alltag helfen.

Warum erzwungene Entschuldigungen problematisch sind

„Sag Entschuldigung!“ – der Klassiker, wenn’s zwischen Kindern gekracht hat. Häufig steckt dahinter die Idee, gute Manieren zu vermitteln und schnell einen Streit zu klären. In Wirklichkeit ist eine richtige Entschuldigung aber mehr als nur ein Wort. Sie bedeutet, dass das Kind versteht, was es getan hat, dass es den Kummer oder Schmerz des anderen wahrnimmt und Bedauern empfindet.

Gerade jüngere Kinder haben es schwer, diese komplexen Gefühle alle zu durchdringen. Sie reagieren vielleicht mit einem mechanischen „Entschuldigung“, weil sie wissen, dass man das so sagt – ohne zu verstehen, warum. Das kann dazu führen, dass sie denken: „Ich sag’s halt und kann dann weitermachen wie zuvor.“ Wir verpassen dabei die Chance, ihnen echte Empathie und Verantwortung zu vermitteln.

Heather Shumaker, Autorin des Buchs It’s OK Not to Share, beschreibt, wie junge Kinder oft gar nicht in der Lage sind, echtes Bedauern zu empfinden, sondern einfach den Ablauf lernen: treten, entschuldigen, weitermachen. Die Gelegenheit, ihnen zu zeigen, warum ihr Verhalten andere verletzt und wie man es wiedergutmachen kann, geht dabei verloren.

„Die meisten Kinder sind noch nicht dazu in der Lage, wirkliches Bedauern zu empfinden. Natürlich gibt es Unterschiede – manche entwickeln sich früher als andere –, aber die meisten Kinder verfügen schlicht noch nicht über die emotionale und kognitive Reife, um echte Reue zu empfinden. Wenn wir von kleinen Kindern erwarten, dass sie ‚Entschuldigung‘ sagen, lernen sie nichts weiter als eine falsche Abfolge: treten, ‚Entschuldigung‘ sagen, weitermachen.“ – Heather Shumaker

The big ideas

Empathie in der frühen Kindheit

Empathie bedeutet, die Gefühle anderer zu erkennen und nachzuvollziehen. Bei kleineren Kindern ist das besonders anspruchsvoll, weil sie ihre eigenen Emotionen oft erst selbst entdecken und benennen müssen. Die Entwicklungspsychologie (etwa bei Jean Piaget) zeigt, dass Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren oft noch stark in ihrer eigenen Perspektive verhaftet sind.

Das heißt nicht, dass sie gar kein Mitgefühl zeigen können – nur, dass ihre Fähigkeit zur Perspektivübernahme im Aufbau ist. Wenn wir in dieser Phase immer nur ein schnell dahergesagtes „Entschuldige dich!“ hören möchten, entgeht uns eine wertvolle Lerngelegenheit. Konflikte können nämlich helfen, echte Empathie zu entwickeln: das Bewusstsein, wie sich andere fühlen, und den Wunsch, das wieder in Ordnung zu bringen.

Echtes Bedauern und den Wunsch, etwas wiedergutzumachen ist wirkungsvoller als ein gezwungenes „Entschuldigung“. (Bild: Chu Viết Đôn auf Pixabay)

Was du stattdessen tun kannst

Wenn ein Konflikt auftritt und du instinktiv „Sag Entschuldigung“ rufen willst, versuch es doch mal anders. Eine Möglichkeit ist, dem Kind erst Zeit zu geben, zu realisieren, was passiert ist. Erkläre in einfachen Worten: „Du hast Tom beim Rennen angerempelt. Jetzt tut sein Knie weh.“ Indem du die Situation beschreibst, zeigst du dem Kind klar, welche Folgen sein Verhalten hatte. Das öffnet die Tür zur Empathie: „Siehst du, Tom hat jetzt Schmerzen – was können wir tun, damit es ihm besser geht?“

Vielleicht möchte das Kind von selbst helfen, Tom aufzuhelfen oder ein Pflaster zu holen. Diese Tat zeigt echtes Bedauern und den Wunsch, etwas wiedergutzumachen. Das ist viel wirkungsvoller als ein gezwungenes „Entschuldigung“.

Manchmal ziehen sich Kinder aus Scham schnell zurück. Statt sie zu drängen, dir sofort ein Wort zu geben, kannst du sie motivieren, kurz dazubleiben: „Ich möchte, dass du kurz schaust, ob es Tom wieder gut geht.“ So lernen sie, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.

Besonders wichtig ist es auch, dass du dein eigenes Verhalten im Blick hast. Wenn dir ein Fehler unterläuft – zum Beispiel wenn du voreilig reagierst oder ein Kind ungerecht ermahnst –, entschuldige dich bei ihm. Mit Sätzen wie: „Es tut mir leid, dass ich vorhin laut geworden bin. Das war nicht in Ordnung. Ich versuche, ruhiger zu bleiben“, zeigst du Echtheit und Vorbild. Kinder lernen so, dass Entschuldigung keine Strafe ist, sondern ein Zeichen von Respekt und Zusammenhalt.

Echte Entschuldigungen statt leerer Worte

Am Ende ist eine gelungene Entschuldigung in der Kita nicht nur ein Wort, sondern ein Prozess aus Verständnis, Einsicht und Wiedergutmachung. Darum lohnt es sich, ein bisschen Geduld aufzubringen, die Situation sachlich zu beschreiben und die Kinder selbst nach einer Lösung suchen zu lassen.

Wenn du merkst, dass ein Kind wirklich versteht, was passiert ist, kannst du ruhig das Wort „Entschuldigung“ ins Spiel bringen. Doch es sollte aus echter Einsicht erfolgen: „Möchtest du Tom sagen, dass es dir leidtut, weil er sich wehgetan hat?“ Das ist ein himmelweiter Unterschied zu einem gezwungenen „Sag Sorry und gut ist!“.

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