Zusammenarbeit

Wie du schwierige Gespräche mit Eltern führst

Manchmal sind Gespräche zwischen Kita und Eltern nicht leicht – sei es wegen Verhalten, Entwicklung oder familiärer Umstände. Mit ein paar klaren Strategien kannst du selbst heikle Themen konstruktiv angehen und gemeinsam Lösungen finden.
Ein Gespräch in der Kita zwischen Erzieherinnen und Eltern.
March 14, 2025
Lesezeit
10
min.
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In Eile? Hier ist die Kurzfassung:

  • Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Familien und Erziehungsberechtigten steht im Zentrum jeder guten Kita-Arbeit – auch wenn’s mal unangenehm wird.
  • Mit Offenheit, Empathie und gutem Timing lassen sich selbst heikle Themen meist fair besprechen.
  • Schiebe schwierige Gespräche nicht auf. Eine zeitnahe, respektvolle Kommunikation ist besser für alle Beteiligten.
  • Fakten helfen, sachlich zu bleiben und Missverständnisse zu vermeiden.
  • Das Ziel ist immer ein gemeinsamer Lösungsweg im Interesse des Kindes – nicht ein „Verhör“ der Eltern.

Schwierige Gespräche gehören dazu

In einer Einrichtung, in der Fürsorge und Verantwortung zentral sind, lassen sich schwierige Gespräche nicht vermeiden. Ob es um Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten oder familiäre Konflikte geht – irgendwas kommt irgendwann auf den Tisch. Auch wenn niemand gerne „unangenehme“ Themen anspricht: Mit den richtigen Strategien machst du es dir selbst leichter und sorgst bei den Eltern für ein besseres Verständnis.

Hier kommen unsere Tipps, wie du brenzlige Situationen souverän meistern kannst.

Gespräche mit Eltern sind nicht immer einfach, gehören aber dazu. (Bild: Tim Gouw auf Unsplash)

1. Vertrauensvolle und transparente Beziehungen von Anfang an

„Baue von Beginn an eine offene und transparente Beziehung zu Eltern auf!“ – das klingt vielleicht nicht hilfreich, wenn du morgen schon ein heikles Gespräch führen musst. Aber langfristig ist genau das der Schlüssel.

  • Ehrliche Kommunikation: Sprich Themen offen an, sei es bei Abholgesprächen oder in E-Mails.
  • Eltern sind Expert:innen für ihr Kind: Zeige Respekt für das Wissen und die Beobachtungen der Familie.
  • Willkommenskultur: Lade Eltern regelmäßig ein, am Kita-Alltag teilzunehmen – sei es durch Elternabende, Feste oder digitale Kita-Plattformen.
  • Niederschwellige Kontaktwege: Ob per Telefon, Kita-App oder E-Mail – biete verschiedene Kanäle an, um im Austausch zu bleiben.

Je stabiler euer Fundament aus Vertrauen und Offenheit ist, desto leichter wird es, auch mal unbequeme Dinge ansprechen zu können.

2. Überlege dir den richtigen Rahmen

Wenn du bereits ein gutes Verhältnis zu den betreffenden Eltern hast, weißt du vermutlich, wie sie am liebsten kommunizieren.

  • Manche Eltern bevorzugen ein persönliches Gespräch vor Ort, weil sie den direkten Austausch schätzen.
  • Andere finden ein Telefongespräch angenehmer, weil ein Termin in der Kita sie unter Druck setzen könnte.
  • Frage im Zweifel nach: Du könntest schon im Aufnahmegespräch abklären, wie Eltern ernste Themen besprechen möchten.
  • Niederschwellige Kontaktwege: Ob per Telefon, Kita-App oder E-Mail – biete verschiedene Kanäle an, um im Austausch zu bleiben.

In jedem Fall gilt: Achte darauf, das Gespräch nicht vor anderen Kindern oder Eltern zu führen und sprich niemals über das Kind „über seinem Kopf hinweg“. Ein geschützter Rahmen ist essenziell für offene Worte.

Manche Eltern finden ein Gespräch via Telefon angenehmer. (Bild: Vinzent Weinbeer auf Pixabay)

3. Schiebe das Gespräch nicht auf

Es gibt ein Sprichwort: „Wenn du einen Frosch essen musst, iss ihn gleich am Morgen.“ Übertragen heißt das: Wenn du ein schwieriges Gespräch führen musst, warte nicht ewig damit.

  • Zeitnah handeln: Eltern möchten so früh wie möglich erfahren, wenn es um die Entwicklung, das Verhalten oder das Wohlergehen ihres Kindes geht.
  • Aber Vorsicht mit Überrumpelung: Manche Eltern brauchen auch etwas Vorlauf, um sich vorbereiten zu können. Manchmal hilft es, einen kurzen Hinweis zu geben („Ich würde gerne heute Nachmittag über eine Beobachtung sprechen.“), statt es auf den letzten Drücker beim Abholen anzusprechen.

Kläre also zunächst, wie sich die Familie am wohlsten fühlt – und nutze deine Vorbereitungszeit wirklich zum Planen, nicht zum Aufschieben

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4. Bleib bei den Fakten

Natürlich bist du nicht objektiv wie ein Roboter – deine Empathie und dein Wissen über das Kind sind enorm wertvoll. Trotzdem hilft es, im Gespräch auf konkreten Beobachtungen und Fakten aufzubauen:

  • Sachliche Beispiele: Wenn du Probleme ansprichst, nenne konkrete Situationen, statt allgemein zu bleiben.
  • Eindeutige Aussagen: Vermeide vage Formulierungen, die Eltern verwirren könnten („Vielleicht hat er ein kleines Problem…“). Sei klar, ohne verletzend zu werden.
  • Beweise, kein Beweiszwang: Wenn du Dokumente oder Notizen hast, behandle sie als neutrale Hilfsmittel. Das soll nicht wie ein „Ich hab’s ja gesagt!“ rüberkommen.

Eine sachliche Darlegung schafft Klarheit und verhindert, dass sich Eltern angegriffen fühlen.

5. Gemeinsam Lösungen finden

Letztlich geht es um das Wohl des Kindes und darum, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

  • Zuhören statt urteilen: Eltern sollen nicht das Gefühl haben, sich rechtfertigen zu müssen.
  • Zeig Offenheit und Neugier: Was haben die Eltern selbst beobachtet? Wie erleben sie ihr Kind zu Hause?
  • Kooperation statt Vorgaben: Vielleicht hast du Ideen, wie ihr das Kind in der Kita unterstützen könnt. Lade die Eltern ein, ebenfalls Vorschläge zu machen.
  • Akzeptiere unterschiedliche Bedürfnisse: Manche Eltern freuen sich über einen schriftlichen „Aktionsplan“, andere fühlen sich davon überfahren. Finde die Form, mit der sie sich wohlfühlen.

Denke daran: Ihr seid ein Team, das an einem Ziel arbeitet – das Kind bestmöglich zu fördern und zu unterstützen.

The big ideas

Praxisbeispiel: Florence

Schauen wir uns das Ganze mal konkret an:

Die Situation

Florence ist vier Jahre alt und besucht deine Kita. Ihre Eltern trennen sich gerade, sie wohnt nun mit ihrer Mutter in einer kleineren Wohnung. Der Vater holt Florence nicht mehr ab, obwohl er es rechtlich dürfte. Es läuft ein Gerichtsverfahren zum Sorgerecht.

Was passiert in der Kita?

Florence verhält sich zunehmend aggressiv gegenüber anderen Kindern: Sie schubst, haut und mag nur ungern teilen. Sogar ein Stuhl wurde zuletzt von ihr geworfen. Du hast der Mutter diese Vorfälle einzeln erklärt, aber das Verhalten verschlechtert sich weiter, und Florence ist offensichtlich emotional belastet.

Wie gehst du vor?

  1. Wahl des Gesprächsrahmens: Lade beide Eltern zu einem Gespräch ein, um „Florence zu unterstützen“, statt nur über „ihr Verhalten“ zu reden. Schon die Wortwahl signalisiert, dass du helfen willst.
  2. Eltern einbeziehen: Frage, ob sie gemeinsam kommen möchten oder ob getrennte Termine sinnvoll sind.
  3. Zuhören und einfühlsam sein: Lass die Eltern zuerst erzählen, wie sie Florence erleben. So kannst du besser verstehen, wie die Situation zu Hause ist.
  4. Fakten parat haben, aber dosiert: Statt mit einer großen Mappe voller Vorfälle aufzuwarten, hältst du neutral notierte Beispiele bereit, falls Nachfragen kommen.
  5. Aufbauend loben: Hebe hervor, was Florence gut kann oder wo sie Spaß hat. Das hilft, das Gespräch konstruktiv zu halten.
  6. Gemeinsamer Lösungsweg: Stelle ein paar Ideen vor, was ihr in der Kita tun könnt, um Florence zu unterstützen (z.B. extra Gesprächsrunden, Emotionstrainings oder Kuschelangebote). Frage die Eltern, ob sie Ähnliches zu Hause probieren möchten.
  7. Zusammenfassung: Notiere kurz, was ihr beschlossen habt. Manche Eltern möchten eine schriftliche Zusammenfassung, andere lieber eine lockere, mündliche Absprache.
  8. Nachfassen: Das Gespräch ist kein Schlusspunkt. Vereinbart, in Kontakt zu bleiben und die Entwicklung weiterhin zu beobachten.

Schwierige Gespräche mit Eltern und Erziehungsberechtigten lassen sich nicht vermeiden – aber mit Einfühlungsvermögen, Offenheit und einer durchdachten Vorgehensweise kannst du sie für beide Seiten erleichtern. Bleib sachlich, hab konkrete Beispiele parat und vermeide Vorwürfe. Am Ende geht es um das Wohl des Kindes, also arbeite immer gemeinsam mit den Eltern an konstruktiven Lösungen.

Und denk daran: Je offener und transparenter du von Beginn an mit den Familien umgehst, desto eher werden sie dir vertrauen und desto leichter fallen auch die heiklen Themen. So lebst du echte Partnerschaft mit den Eltern – gerade dann, wenn’s mal schwierig wird.

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