In Eile? Hier ist die Kurzfassung:
In der (früh-)pädagogischen Fachwelt wird immer wieder betont, wie wichtig Diversität und Inklusion sind. Und doch erleben wir, dass es bei LGBTQIA+-Themen oft an konkreten Umsetzungen hapert. Manche Einrichtungen berichten, sie würden das Thema „lieber nicht so stark“ aufgreifen, aus Angst, Eltern könnten kritisch reagieren.
Aber: Wie fühlt sich ein Kind, das zuhause zwei Mütter hat oder dessen Elternteil sich nicht ins klassische Mann-Frau-Schema einordnen mag? Wenn es in der Kita nie etwas über gleichgeschlechtliche Eltern oder unterschiedliche Geschlechtsidentitäten hört, entsteht schnell das Gefühl: „Mein Zuhause ist hier nicht sichtbar.“
Um dem zu begegnen, gründete sich 2020 in England eine LGBTQIA+-Early-Years-Arbeitsgruppe. Ähnliche Initiativen gibt es auch im deutschsprachigen Raum, beispielsweise durch Vereine oder NGOs, die sich für queere Familien und Kinder starkmachen. Sie alle eint das Ziel, Kinder in ihrer Einzigartigkeit zu unterstützen und zu zeigen: Vielfalt ist normal.
Woran liegt es, dass das Thema häufig gemieden wird? Viele Fachkräfte sagen, sie kennen sich nicht genug aus, haben Angst, etwas falsch zu sagen oder fühlen sich schlicht unwohl, über Geschlechter- und Familienvielfalt zu sprechen. Doch nur wenn wir uns aus der Komfortzone wagen, können wir wachsen.
Unsere Aufgabe ist es, jedes Kind in seiner Identität zu bestärken. Was, wenn ein Vierjähriger merkt: „Ich ticke anders als andere Jungs“ und keine vertraute Person findet, die offen darüber spricht? Genau aus diesem Grund brauchen wir eine mutige Haltung: Kinder sollen in der Einrichtung erleben, dass sie oder ihre Familie nicht „anders“ oder „falsch“ sind.
„Heteronormativ“ meint die Annahme, Heterosexualität sei die einzige oder „normale“ Beziehungsform. Alles andere gilt als Abweichung. Daraus resultieren Stereotype („Papa, Mama, Kind“), Geschlechterklischees und manchmal abwertende Haltungen gegenüber LGBTQIA+-Menschen.
In der Kita zeigt sich Heteronormativität zum Beispiel, wenn in Bilderbüchern ausschließlich Mama-Papa-Kind-Familien gezeigt werden oder Formulare nur Felder für „Mutter“ und „Vater“ haben. Dies signalisiert einem Kind, das zwei Väter hat: „Du passt nicht ins Bild.“
Unser Ziel ist es deshalb, Kinder mit all ihren Familienformen zu zeigen und so eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.
Zwei Papas für Tango 2005, Justin Richardson & Peter Parnell
Die wahre Geschichte zweier männlicher Pinguine im Zoo, die ein Ei Ausbrüten und gemeinsam Eltern werden.
Julian ist eine Meerjungfrau 2019, Jessica Love
Julian liebt Meerjungfrauen und entdeckt, dass er sein Herz ganz frei ausleben darf.
König und König 2002 Linda Haan & Stern Niiland
Ein fröhlich buntes Bilderbuch über einen Prinzen, der seinen Traumprinzen findet.
Stell dir folgendes Beispiel vor: Die dreijährige Laura kommt aus einem liebevollen Zuhause mit zwei Müttern. In ihrer Kita bemerkt sie plötzlich, dass es nur Familienfotos von Mama-Papa-Kind gibt. Irgendwann fragt sie: „Wo sind denn meine Mamas zu sehen?“
Gerade Kinder nehmen ihre Umgebung sehr genau wahr. Fehlt ihre Familienform in Büchern, Spielen oder Bildern, merken sie: „Unsere Familie kommt hier nicht vor.“ Dabei ist es für ihr Wohlgefühl und Selbstvertrauen entscheidend, sich repräsentiert zu sehen.
Kurz gesagt: Kinder checken rasch, ob ihre Lebensrealität wertgeschätzt wird. Und wer sich in seiner Kita unsichtbar fühlt, bleibt womöglich still oder zieht sich zurück. Indem du auch LGBTQIA+-Familien offen benennst, vermittelst du: „Hier ist Platz für jede Art von Familie.“
Häufig geht es in Kitas darum, alle Eltern gleichermaßen anzusprechen. Bei queeren Eltern können zudem Fragen auftauchen wie:
Manche Eltern sind sehr offen, andere sind lieber diskret. Das Entscheidende ist, dass sich alle willkommen fühlen, ohne ständig in Erklärungsnöte zu geraten. Das geht nur, wenn du bereits in der Grundstruktur deiner Einrichtung inklusiv denkst: Formulare, Aushänge und die Ansprache („Liebe Familien“, statt „Liebe Mütter und Väter“) sind ein Anfang.
LGBTQIA+-Themen sollen kein Nischenthema bleiben, sondern selbstverständlicher Teil der pädagogischen Arbeit. Mit Offenheit, Info-Abenden oder Elternbriefen kannst du klarmachen, dass du ein inklusives Umfeld schaffst. Dabei können Herausforderungen auftauchen – etwa Eltern, die Vorbehalte haben.
Bleib im Gespräch, erkläre dein pädagogisches Ziel: Kinder auf das vielfältige Leben vorzubereiten und niemanden auszuschließen. Genauso wie ihr über unterschiedliche Kulturen, Sprachen oder Religionen sprecht, gehört auch die Vielfalt an Familienformen dazu.
Wenn wir uns umschauen, sehen wir schon viele positive Beispiele. Einrichtungen, die regenbogenbunte Wandbilder hängen haben, Lesekreise veranstalten, in denen zwei Prinzen heiraten, oder Formulare, die alle Elternformen abbilden. All das zeigt den Kindern: Ihr seid willkommen, so wie ihr seid.
Kein Weg ist von heute auf morgen perfekt – aber jeder Schritt zählt. Hinterfrage deine Einrichtungskultur:
Denk daran: Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt Menschen in Deutschland vor Diskriminierung, auch aufgrund ihrer sexuellen Identität. Es ist also auch rechtlich verankert, dass wir Kinder wie Erwachsene in ihrer Vielfalt respektieren.
Ein Kind verbringt nur wenige Jahre in deiner Kita – doch diese Zeit prägt es fürs Leben. Sei mutig, stolz auf deine Einrichtung und trage dazu bei, dass jeder sich aufgehoben fühlt. Du machst den Unterschied für die Kinder und Familien, die jeden Tag zu dir kommen.
Please note: here at Famly we love sharing creative activities for you to try with the children at your setting, but you know them best. Take the time to consider adaptions you might need to make so these activities are accessible and developmentally appropriate for the children you work with. Just as you ordinarily would, conduct risk assessments for your children and your setting before undertaking new activities, and ensure you and your staff are following your own health and safety guidelines.
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